Nilas Zimmer

Keinen Schlüssel in die Hand gedrückt zu bekommen war schon etwas verwirrend, aber der Wirt sah es wohl noch nicht als notwendig an seine Zimmer mit einem Schloß zu versehen. Vielleicht hatte er auch bloß die Kosten gescheut, aber bei so wenigen Einwohnern war es tatsächlich unwahrscheinlich, dass sich irgendjemand an ihren Sachen vergreifen würde.
Wo sie eh kaum etwas für andere Leute wertvolles besaß.

Vorsichtig öffnete sie die grobe Holztür und erwartete ein Quitschen, doch sie wurde überrascht. Die Schaniere waren gut geölt.

Das Zimmer war nicht so klein sie sie erwartet hatte, aber viel Platz blieb trotzdem nicht.
Das Bett schien solide gebaut zu sein, aber ohne jegliche Verzierungen. Die Wäsche war jedoch sauber und lud dazu ein sich Auszuruhen.
Der Schrank war für ein Fremdenzimmer erstaunlich groß. Mit den Schnitzereien konnte sie jedoch nichts anfangen. Anscheinend hatte der Schrank einen weiten Weg zurückgelegt, so dass sie die Ranken und Blätter keiner ihr bekannten Pflanze zuordnen konnte.
Neben dem Bett standen zwei Stühle und einer noch vor dem Fenster, welches recht klein war um die Hitze draußen zu halten.

Sie warf ihr Bündel auf das Bett und setzte sich auf den Stuhl. Auspacken würde sie später. Die Kerze auf dem Tisch war noch neu. Anscheinend war sie tatsächlich die erste Besucherin in diesem Zimmer.

Mina hatte gehört, dass einer ihrer Testbesucher sich ein Zimmer in der Schenke genommen hatte. Alsonahm sie eine Kanne frisch gebrühten Tee und ging damit in die Schenke. BeimWirt bestellte sie noch zweiTassen und ging damit beladen die Treppenstufen hoch. Der Wirt hatte ihr gesagt,es war das letzte Zimmer imFlur auf der rechten Seite. Da Mina beide Hände beladen hatte, klopfte sie mit dem Elenbogen an die Tür. Dann wartete sie auf einen Ruf hereinzukommen, oder noch besser, das ihr jemand dieTür öffnete.

Nila sprang fast vom Stuhl hoch, so erschreckte sie das plötzliche Klopfen. Sie war tatsächlich eingenickt.
Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte ging sie zur Tür und schaute durch den Spalt.
"Mina! Das ist aber schön, dass du vorbeischaust!", rief sie erfreut, "Soll ich dir was abnehmen?"
Mit dieses Worten öffnete sie die Tür vollständig und machte Mina Platz zum Eintreten.

"ja, wenn du mir etwas abnehmen könntest, wäre es nicht schlecht. Aber vorsich di Kanne ist sehr heiß."
Nila nahmMina dieKanne vorsichtig ab und atellte sie auf dn Tisch. Mina schloss die Tür und folgte ihr dann. Nchdem sie die Tassen abgestellt hatte, sah Mina sich um. In den Jahre in den Feuchtlanden hatte sie sich an diese Stühle gewöhnt,aber das war nun schon einige Jahre her. Sie fühlte sich am wohlsten, wenn sie im Schneidersitz auf dem Boden sitzen konnte.

Vorsichtig stellte Nila die heiße Kanne auf auf dem Tisch ab. Fast hätte sie sich doch den Daumen verbrannt und pustete einmal kurz über den Finger.
Aus Gewohnheit wollte sie Mina einen Stuhl anbieten, doch ihr umherschweifender Blick erinnerte sie rechtzeitig daran, dass dies vielleicht nicht unbedingt angebracht war.
Vielleicht sind ein paar Kissen im Schrank? Die Tür knarzte leise in ihren Scharnieren, doch auch im Schrank ließen sich keine Sitzkissen finden.
"Ich fürchte, der Wirt hat hier zu gut an seine Gäste gedacht und dabei völlig die Bedürfnisse anderer Leute vergessen.", sagte Nila mit einem Schulterzucken, "Möchtest du Platz nehmen?"
Mit diesen Worten zog sie einen Stuhl unter dem Tisch hervor und machte eine einladende Geste. Ob sie überhaupt schon einmal auf einem Stuhl gesessen hat?

Mina sah mit zweifelndem Blick, wie Nila ihr einen Stuhl anbot.
"Ähm, das ist wirklich sehr nett von dir... Weißt du esist schon lange her, da sich auf einem Stuhl gesessen habe. Wenn es dir nichts ausmacht auf den Boden zu schauen, würde ich lieber hier vor dem Tisch sitzen."

Mina würde nach ihrem Besuch bei Nila mal ein Wörtchen mit dem Wirt reden. Sie waren hier schließlich im dreifachen Land und dann würde er seine Zimmer auch dementsprechend einrichten müssen. Ein viel kürzerer Tisch und bequeme Sitzkissen statt Stühle. Mina hatte oft erlebt, das diese Stühle in den Feuchtlanden viel härter waren als Sitzkissen auf den Böden.

Innerlich seufzend lächelte Nila Mina an. Die Vorliebe der Aiel, statt auf einem bequemen Stuhl zu sitzen lieber mit einem Knoten in den Beinen auf dem Boden zu hocken, konnte sie immer noch nicht verstehen. Aber sie hatte sich inzwischen damit arrangiert.
"Kein Problem, ich kann auch auf dem Boden gut Tee trinken." Inzwischen, fügte sie gedanklich hinzu.
Sie goß den Tee ein und reichte Mina eine Tasse. Etwas umständlich und bemüht den eigenen Tee nicht überschwappen zu lassen setzte sie sich auf die Knie und stellte die Tasse vor sich ab.
Ihr Blick fiel unter das Bett und nun seufzte sie doch laut. "Da sind die Kissen!", sagte sie erleichtert, angelte das erste unter dem Bett hervor und legte es neben Mina, "auf die Idee muss man ersteinmal kommen."
Nun würden ihre Knie doch noch besser als gedacht aus der Sache herauskommen.

Mina lächelte als sie von Nila den tee entgegen nahm. Als Nila das Kissen neben sie legte , balanchierte sie dietasse in der einen Hand, mit der anderen schob die das Kissen zurecht,setzte sich drauf und verschränkte die Beine vor sich.
"Dankeschön."

Der würzige Geruch des Tees stieg ihr in die Nase, als sie eine der dampfenden Wolken aus der Tasse einsog. "Was für ein Tee ist das?", fragte Nila und nahm vorsichtig einen kleinen Schluck des heißen Getränks.
Erst jetzt bemerkte sie wie trocken ihre Kehle war und sie nahm noch einen kleinen Schluck, bevor sie die Tasse wieder vor sich auf den Boden stellte.
An die trockene Luft würde sie sich wohl oder übel gewöhnen müssen. Sie hoffte, dass dies nicht allzulange dauern würde.

"Das ist Kräutertee", antwortete Mina.
"Den habe ich mal von einer weisen Frau bekommen, sie hat mir aber nicht die Inhaltsstoffe verraten. Den Beutel mit dem Tee habe ich schon sehr lange, ich trinke ihn nur selten."

Mina pustete leicht in die Tasse und trank dann einen kleinen Schluck.

"Wie kamst du eigentlich auf die Idee in das Dreifache Land zu gehen? Ich meine das Klima in eurem Land ist doch ganz anders als hier. Du musst dich sicherlich ziemlich umstellen, seit du hier bist", sagte Mina.