Ein Grab für Kalen

Anaein und Candeli trugen eine Bare auf dem der Leichnahm von Kalen gereinigt und in ein weißes Tuch gewickelt lag. Die Sonne würde bald untergehen, doch noch brannte sie ihnen auf den Rücken. Nach etwa fünf Minuten erreichten sie den Ort, den Anaein als würdig empfunden hatte. Hier stand ein Fels, der ein wenig Schatten spendete und ein kleiner Busch daneben. Sie setzten die Bahre auf dem Boden ab und Anaein begann zu graben. Die Hitze konnte ihr nichts anhaben und so begann sie eine Ladung Sand um die andrere an der Seite aufzutürmen.

Candeli betrachtete den Ort den Anaein für den Rotschild, Kalen, gewählt hatte. Es war ein guter Ort. Der Tag ging zu ende, so wie auch Kalens Traum zuende gegangen war.
Anaein hatte bereits zu graben begonnen und Candeli ging ihr nun zur Hilfe. Es war das erste Grab, das nahe ihrer Siedlung entstand. Kalen hatte den Löwen bemerkt und wie es von ihm als Rotschild erwartet wurde, versucht die Siedler zu beschützen.
Sicherlich hatte er gespürt wie gefährlich der Löwe gewesen war.

Kalen hatte den Tod nicht gesucht, aber der Tod war ihm trotzdem willkommen, wie jedem anderen Aiel auch. Möge er ein schönes Erwachen gehabt haben! Anaein schaufelte weiter und der Haufen neben ihr war mit Candelis Hilfe schon beträchtlich gewachsen. Ich sollte vielleicht die Weise Frau holen, die aus seiner Septime stammt.
"Sollten wir nicht Malinda sagen was passiert ist und sie fragen, ob sie hier anwesend sein möchte?", Anaein hatte den Blick Candeli zugewandt, schaufelte aber trotzdem weiter an Kalens Ruhestätte.

"Sie wird wissen, was geschah. Sie ist eine weise Frau. -Aber vielleicht wartet sie tatsächlich darauf, das wir sie holen. -Ich werde weitergraben. Hole du sie."
Candeli schaufelte weiter. Bald schon würde das Loch tief genug sein.

Anaein nickte und legte die Schaufel beiseite um zurück in die Siedlung
und zu den Zelten der Weisen Frauen zu gehen und Malinda zu holen. Sie
Schritt zügig voran, wie es ein Aiel eben tat und war so auch schnell
am Ziel.

Das Grab war inzwischen tief genung, um den Rotschild hineinzulegen, doch Candeli würde auf Anaein und die weise Frau warten und den Rotschild sachte in seine Ruhestätte senken.
Die Tochter des Speers sah in die Richtung aus der die beiden kommen mussten. Noch war niemand zu sehen, aber lange würden sie wohl nicht mehr brauchen.

Anaein kniete sich neben den roten Schild und hob ihn mit Candelis Hilfe an um ihn in seine letzte Ruhestätte zu betten. Langsam ließen sie ihn nach unten gleiten und Anaein begann als erstes mit einem Klagelied, welches sie in tiefer Stimme sang. Die anderen würden einfallen oder auch nicht, das hatte für Anaein keine unterschiedliche Bedeutung. Jeder hatte seine eigene Art mit dem Aufwachen umzugehen, auch wenn wohl gemeinhin nichts schlimmes war aufzuwachen. Wenn der richtige Augenblick kam, wachte man auf. Man suchte nicht den Augenblick, aber man lief auch nicht davon, wenn es soweit war.
Sie sang vor sich hin und bedeckte den Körper Kalens langsam aber sicher mit Sand. Morgen würde man nicht mehr sehen, was hier geschehen war. Der eine oder andere würde es wissen und wer jetzt hier war würde beim Anblick des Felsens wohl immer Kalen in Erinnerung haben. Ein guter Vergleich. Er ist dessen wohl würdig und der Strauch stand ihm wohl auch gut dazu.