Oosquai-nach dem Sandsturm

Candeli kam in die Schenke.
Der Wirt stand hinter dem Tresen. Die Häuser und Hütten der Feuchtländer hatten dem Sturm besser getrotzt als die Zelte.
Alles schien in Ordnung, hier.

Die Aiel ging an die Theke und gab ihre Bestellung auf:
"Einen Oosquai bitte. Nein zwei!
Wer hat schon jemals solch einen Sturm erlebt? Von Tarmon Gai'don einmal abgesehen."

Der Wirt nickte zustimmend und beeilte sich mit dem zurückzukommen.

Candeli nahm einen großen Schluck und erkundigte sich dann, ob er noch andere gesehen hatte, nach dem Sturm.

MIna kam in die Schenke und begrüßte den Wirt mit einer Handbewegung. Dann sah sie candeli, ihre Speerschwester, die gerade Oosquai trank und musste lächeln. Mina ging zu ihrer Speerschwester und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. Der Stuhl war unbequemer als auf dem Boden zu hocken, aber in der Schenke konnte sie sich nicht auf den Boden setzen.
"Ist der für mich?" Fragte Mina Candeli und zeigte auf den Becher. Auf Candelis nicken hin nahm Mina den becher in die Hand und prostete ihrer Speerschwester zu.

Man, Man hab ich einen Durst mit dem Gedanken betrat er den Schankraum, den er das letzte Mal vor Jahren betreten hatte. Die Wüste hatte ihn geführt, gelehrt und verschlungen. Doch nun war er wieder frei und konnte von Vorne an fangen, obwohl er nicht glaubte das es noch mal so gut funktionieren sollte. Aber wer nichts versucht wird nichts erreichen.

Der Blick schweifte durch den Schankraum doch kein Gesicht war ihm bekannt, so ging er an den Tresen. Der Wirt schaute ihn misstrauisch an. "Oosquai, einen Eimer voll" knurrte Naterim und sein Blick war hart wie immer. Der Wirt nickte und stellte eine Flasche hin. "Sollte wohl zum Anfang reichen" sagte dieser kurz und nachdenklich. "Ich kenn dein Gesicht, Aiel. Doch ich komm nicht darauf." Naterim nickte nur "Dann grübel mal schön weiter ..." und grinste wissend.


Mit langen und schweren Schritten ging er an eine freien Tisch, setzte sich und begann die Flasche genüsslich zu leeren.

Mina sah, das ein Aiel die Schenke betrat und er kam ihr bekannt vor. Seine Kleidung war voll Staub, was nach dem Sandsturm kein Wunder war. Der Schnitt und die Farben seiner Kleidung zeichneten ihn als Miagoma aus. So weit Mina wusste, war dieser Aiel der erste dieses Clans in ihrer Siedlung.
Der Wirt schielte ihm immer noch hinterher. Mina beschloss, den Mann zu begrüßen.

"Ich sehe dich. Ich bin Mina von der Staubiges-Tal-Septimer der Taardad Aiel und meine Speerschwester Candeli ist von der Jindo Septime der Taardad Aiel. Willkommen im tanzenden Aiel und in unserer Siedlung."

Sie hob ihren Becher und prostete dem Fremden zu.

Naterim hob den Kopf und schaute die beiden Frauen an "Ich sehe dich, Mina von der Staubiges-Tal-Septime der Taardad Aiel und ich sehe dich Candeli von der Jindo Septime der Taardad Aiel." knurrte er widerstrebend. Reden ist nicht seine Lieblingsbeschäftigung nach so langen Tagen des herumirrens im Sturm.

Er hob die Flasche und prostete den beiden zu.

Mina empfand es als unfreundlich, das der Fremde sich nicht einmal vorgestellt hatte. Ob sie sich mit ihm auf lange Zeit verstehen würde, war noch nicht abzusehen.

"Ich schätze du hast keinen Namen, keinen Clan und keine Septime, sicher hättest du dich sonst vergestellt", sagte sie übertrieben freundlich.
"Oder du hast ihn auf deiner langen Reise durch die Wüste vergessen. Ich kann das verstehen. Ich hoffe der Oosquai wird deinen Geist entspannen und dafür sorgen, das dir dein Name wieder einfällt. "

Mina atmete dief durch und nahm noch einen großen Schluck aus ihrem Becher. es war nicht gut so anzufangen, wo mochte das enden.

"Ich sehe dich Fremder!" Auch Candeli prostete dem Neuankömmling zu.

Gerne hätte Candeli gewusst, was dem Miagoma wiederfahren war. War er die liebe lange Zeit allein durch den Sturm da draussen geirrt? Aber Candeli würde nicht fragen. Ji'e'toh konnte leicht verletzt werden.
Ersteinmal würden sie trinken und nach und nach würden sie ihm erzählen, wo er hier eigentlich gelandet war, wenn er es nicht schon wusste.
Und dann würde sich zeigen, ob er bleiben würde, oder ob seine Füsse ihn weitertragen würden.
Kaum hatte sie dem Fremden zugeprostet, als ihre Speerschwester zu wettern begann. Candeli biss sich auf die Lippen.

Hätte sie sich diese Worte nicht noch für ein paar Minuten verkneifen können? Wer wusste schon wie das Land diesem Mann zugesetzt hatte...

Mit gesenktem Kopf nahm er die Antwort zur Kenntnis. Sein Blick ruhte auf der Flasche doch im Geiste wanderte er zu den Beiden hinüber. Ziemlich vorlaut diese beiden Taardad Aiel Aber es war nichts neues für Far Dareis Mai. Und das waren die beiden sicherlich. Sie waren bekannt für ihre selbstsichere und gerne angriffslustige Art.

Nun aber auch er hatte einen Fehler gemacht. Es war wirklich unhöflich sich nicht vorzustellen, aber es fiel ihm schwer darüber nachzudenken. Er war der letzte seines Clans und seiner Septime. Er wollte vergessen was und wer er war. Es war nur gerecht das auch er nicht mehr den Namen seiner Gemeinschaft nannte. Es wurde Zeit das sie in der Erinnerung versinken würde und ein für alle mal aus dem Gedächtnis der Aiel gestrichen wird.

So blickte er kurz auf und knurrte nur "Mein Name ist Naterim und der Rest tut nichts zur Sache" Dann senkte er wieder den Kopf und schaute wie versteinert auf die Flasche. Mit einem kräftigen Griff nahm er sie, setzte sie an und trank sie in einem Zug aus. "Wirt eine Neue und das schnell" brummte er in Richtung des Tresens.

Mina schielte zu dem Miagoma hinüber. Wenigstens hatte er seinen Namen genannt. Das war schon etwas. Aber warum nannte er nicht seinen Clan, oder seine Septime? Diese Namen gehörten zu jedem Aiel dazu, gehörten zu seiner Identität. Vielleicht war seine Septime bei Tarmon Gaidon gestorben und er der war der letzte Überlebende. Aber das entschuldigte nicht sein Verhalten.
Als sie sah, wie dieser Naterim seine Oosquaiflasche leerte, fragte sie sich, wie lange er dieses Trinktempo durchhalten würde.
Bis zum Abend ist er so betrunken, das er sich nicht mehr auf den Beinen halten kann, wenn er so weitermacht. Hoffentlich bekommt er Kopfschmerzen. Die Weise Frau wird ihm kein Mittel dafür geben, wenn sie erfährt warum er die Schmerzen hat. Wenn er jeden Tag so viel trinkt, reichen unsere Vorräte nicht, bis die Zemaipflanzen groß genug zum abernten sind und der neue Oosquai gebrannt ist. Hoffentlich hilft er dann wenigstens. Ansonsten werde ich mit ihm nicht auskommen können.
Mina wandte sich ihrem eigenen Becher zu und trank einen großen Schluck

Candeli nahm noch ein paar Schluck Oosquai und beobachtete den Miagoma. Als dieser einen weiteren Oosquai orderte, ging Candeli zu dem Mann hinüber.
Sie setze sich neben ihm auf den Hocker und sah ihn mit blitzenden Augen an.

"Tarmon Gai'don hat viel Übel angerichtet und dieser Sturm war nicht wirklich besser.
Wollt Ihr euch erst betrinken und dann darüber nachdenken ob ihr auf dem Schenkenboden schlafen wollt oder euch doch lieber eine Kuhle im Sand grabt? Oder wollt ihr die Zelte sehen? Wir könnten dort auch Hilfe brauchen. Noch sind längst nicht alle Sturmschäden beseitigt und ihr seht mir aus als seid ihr ein starker Mann, Naterim."

Der Wirt brachte die nächste Flasche. Mit einem müden Lächeln schaute er die Far Dareis Mai an, die sich gerade neben ihn gesetzt hatte. Ihr stechender Blick irritierte ihn einen kurzen Moment. Doch dann wanderte sein Blick wieder zur Flasche.
Wie nebenbei sagte er "Nun im Moment ist betrinken die bessere Wahl. Nachdenken kann ich immer noch morgen oder übermorgen. Tarmon Gai'don ist vorbei und wir haben zu viel verloren um auf eine zufriedene Zukunft zu hoffen. Vom Sturm will ich nicht reden, da er zur Wüste hinzugehört" Dann wanderte der Blick in die stahlharten Augen der Far Dareis Mai. Mit eisernem Blick hielt er ihren Blick stand. "Sagt mit einen überzeugenden Grund warum ich bei den Zelten mit machen soll und ich bin dabei."

Minas Gesicht blieb regungslos, doch ihre Gedanken schwirrten herum. Sie beugte sich so, das sie hinter Naterims Rücken befand und sprach mit der Fingersprache zu Candeli.
Ich glaube nicht, das er lange hierbleiben wird. Er wird sich in OOsquai ersäufen und dann wieder verschwinden. Oder er bleibt länger hier und tut keinen Handschlag außer den Becher zu heben. Hoffentlich findest du einen sehr guten Grund um ihn zum Arbeiten zu bewegen. Den scheint nichts mehr zu interessieren.

Mina fragte sich, was ihre Speerschwester bei Naterim erreichen wollte, aber Candeli war immer nachsichtiger als sie gewesen.

"Einen überzeugenden Grund? -Den kann ich Euch wohl liefern. Hätten wir nicht zusammen mit einem Shaido diesen Ort gegründet, würdet ihr hier jetzt keinen Oosquai trinken können..."
Candeli lies die deutlichen Worte sacken. Und fuhr dann etwas sanfter fort.
"Tarmon Gai'don ist vorbei und wir träumen immernoch. Für manchen ist es noch ein Albtraum. Es ist unser Toh, das Träumen angenehmer zu machen. Unser aller Toh..."
Die Jindo nahm noch einen großen Schluck Oosquai. Und betrachtete ihre Flasche nachdenklich. Sie hatte keine Lust sich den Mund fusselig zu reden, wenn dieser Naterim einen Funken Ji in sich trug, dann würde er ihnen helfen.

Lange und schweigend ließ er den Blick auf dem sonnengegerbte Gesicht der Far Dareis Mai ruhen. Sie schien es ernst zu nehmen, denn kein Zucken war auf dem Gesicht zu erkennen. Nicht einmal blinzelte sie. Was für eine Härte.
Ji'toh ... ja das war etwas was ihn wohl bekannt vor kam, doch so richtig hatte er keine Verwendung mehr dafür. Glaubte er bis jetzt ...

Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht als er sprach. "Alpträume sind wahrlich noch in der Überzahl. Aber sollte es ab und an mal ein guter Traum dazwischen rutschen sollte er festgehalten und bewahrt werden. Und dafür ist ein wenig Toh sicherlich wichtig." Sein Blick wanderte nun zu Mina, welche immer noch finster drein schaute. "Zeigt mir die Zelte und wir werden sehen ... "

Mit einem Zug leerte Candeli ihren Oosquai und stand auf.

"Dann folgt mir Naterim, Miagoma des Dreifachen Lands."

Candeli sah nicht zurück, ob Naterim oder Mina oder alle beide folgten. Sie ging einfach auf die Schenkentür zu und öffnete sie. Nachmittagssonne schlug ihr entgegen, sowie eine angenehme Wärme.
Die Zelte waren nicht weit von der Schenke entfernt, aber wenn man nicht wusste wo sie lagen, so konnte man schon an ihnen vorbei laufen.
Der große Felsen, in dessen Schatten das Zemai-Feld lag, verbarg auch die Zelte.

Naterim stand auf und ging zum Tresen "Heb die für mich auf, es kann sein das ich nachher weiter trinke" Er knallte die Flasche auf den Tresen und folgte Candeli hinaus in den Tag.

Einen Moment musste er stehen bleiben und sein Gleichgewicht wiederfinden. Doch dann ging er schnell und zielstrebig der Far Dareis Mai hinterher. Ein wenig gespannt war er schon was sie hier aufgebaut haben.

Auch Mina leerte ihren Becher in einem Zug, stellte ihn dem Wirt auf den Tresen und folgte Naterim und Candeli.
Wie hatte ihre Speerschwester diesen Aiel nur dazu bewegen können, das er sich die Zelte ansehen wollte.